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Jannis Androutsopoulos

Abstract und Informationen zur Person

Jannis Androutsopoulos ist Professor für Linguistik des Deutschen mit dem Schwerpunkt Medienlinguistik  an der Universität Hamburg.  Er beschäftigt sich mit Jugendsprache seit seiner 1998 veröffentlichten Dissertation über Jugendsprache und Textsorten der Jugendkultur und mit digital vermittelter Kommunikation seit seinem daran anschließenden Postdoc-Projekt über Medienkommunikation in der Jugendkultur (1998-2000). Zu seinen Schwerpunkten in Forschung und Lehre gehören darüber hinaus Mehrsprachigkeit, Sprachideologien und linguistische Stilistik. Aktuelle Publikationen sind u.a. Mediatization and Sociolinguistic Change (Herausgeber, 2014) und Digital language practices in superdiversity (Mitherausgeber, Themenheft von Discourse, Context & Media, 4-5, 2014).

 

Hauptforschungsbereiche:

  • Jugendsprachforschung
  • Internetbasierte Kommunikation
  • Mehrsprachigkeit

 

Abstract zum Plenarvortrag: "Interpunktion als soziostilistische Ressource im digitalen Alltagsschreiben von Jugendlichen"

Zu den Entwicklungen der Jugendsprachenforschung in den letzten 20 Jahren gehören die Ausweitung ihres Gegenstandsbereichs vom Sprachgebrauch in der direkten Interaktion unter Anwesenden auf medial vermittelte Formen der interpersonalen und öffentlichen Kommunikation sowie die Auffassung von Jugendsprachen als Sprech- und Schreibstile, die in lokale kommunikative Praktiken variabel eingesetzt werden. Dementsprechend gilt das gegenwärtige Forschungsinteresse einzelnen sozial-stilistischen Ressourcen in sprachlichen Praktiken von Jugendlichen, die ihre soziale Indexikalität (Silverstein 2003) stets im Kontrast zu anderen, sprachideologisch relevanten Praktiken und Registern gewinnen.

Im Vortrag entwickele ich mit Rückgriff auf die soziolinguistische Stilistik (Kallmeyer/Keim 2003, Bucholtz 2004, Eckert 2000) und pragmatische Interpunktionsforschung (Bredel 2009) eine Auffassung von Interpunktionszeichen „genuin als Performanzphänomene[n]“ (Bredel 2009: 117). Diese ist für digital geschriebene Sprachen insofern gut geeignet, als dass die durch die Interpunktion enkodierten Instruktionen nicht nur den Deutungsprozess steuern, sondern auch die darauf folgende Sprachproduktion in der vernetzten Interaktion beeinflussen können. Dieser Zugang zur Interpunktion ist bislang sowohl in der Jugendsprach- als auch der linguistischen Internetforschung marginal. Während in der linguistischen Internetforschung Interpunktion oft im Gestus einer technologisch determinierten Sprachverwendung oder unter der Prämisse von konzeptioneller Mündlichkeit in der Graphie verhandelt wird, entwickelt dieser Vortrag ein Verständnis von Interpunktion als graphischer Ressource, die ihre Funktionalität nicht aus einer direkten Resemiotisierung des Phonischen heraus entfaltet, sondern im Kontrast zu Interpunktionskonventionen in anderen Registern des Geschriebenen. Dass ein bestimmter (v.a. expressiver) Umgang mit Interpunktion darüber hinaus als soziolinguistisches Stilelement erkannt und gedeutet wird, geht z.B. aus metasprachlichen Berichten zum inflationären Gebrauch von Frage- und Ausrufezeichen in sozialen Netzwerken hervor (vgl. z.B. http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/41901/Total-ueberzeichnet).

Die Diskussion erfolgt auf Basis von in Hamburg und Thessaloniki mit qualitativ-ethnografischen Methoden erhobenen Daten Jugendlicher aus einem führenden sozialen Netzwerk. Der empirische Schwerpunkt liegt auf Auslassungspunkten, <...>, Fragezeichen <?> und Ausrufezeichen <!>. Die Analyse ist sowohl quantitativ als auch qualitativ, die Diskussion orientiert sich an folgenden Leitfragen:

  • Welche Distribution der gewählten Satzzeichen ist in Beiträgen bzw. über Beiträge hinweg zu beobachten, und wie verhält es sich mit ihrer Häufung (Iteration), Topologie (Verteilung auf initiale, mediale bzw. finale Äußerungsposition) sowie Pragmatik (Zusammenspiel mit Sprechhandlung im lokalen Interaktionskontext)?
  • Inwiefern geht der Gebrauch der gewählten Satzzeichen in den Daten mit der Modellierung von Bredel (2009) konform, derzufolge <...> die Leserin zum aktiven Enkodierer von Information positioniert, während <?> sie instruiert, die Rolle der Wissenden einzunehmen und <!> sie zu einer Neubewertung der Situation bzw. seines Wissens auffordert?
  • Wie verhält sich der Interpunktionsgebrauch in den Daten zur Duden-Norm einerseits, der bisherigen linguistischen Internetforschung andererseits? Inwiefern entstehen im informellen digitalen Schreiben neue pragmatische Konventionen der Zeichensetzung in Abgrenzung zur schulischen Schriftlichkeit

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